
ME/CFS Leitfaden
Informationen zu Symptome, Diagnose und Therapien
Unsere Wissenschaft im Detail
Unser Alltag ist geprägt von intensivem Studium und Verständnis klinischer Forschung zu ME/CFS und Long Covid. Dieses fundierte Wissen erlaubt es uns, individuelle Stoffwechselreaktionen auf Nahrungsmittel besser zu verstehen und maßgeschneiderte Prognosen zu erstellen. Wir streben danach, über generelle Aussagen hinsichtlich Gesundheit und Ernährung hinaus zu gehen und spezifisch auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen. Aus dieser Forschung ist unser Heimtestkit entstanden, welches Nutzern ein tiefgreifendes Verständnis ihrer individuellen Stoffwechselvorgänge und ihrer Darmmikrobiom-Zusammensetzung ermöglicht.
Was ist ME/CFS?
Die Myalgische Enzephalomyelitis/ das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS), ist eine schwerwiegende neuroimmunologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt. Sie ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Begleitbeschwerden wie anhaltende Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Darmprobleme, kognitive Schwierigkeiten sowie eine Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen.
ca. 250.000 Kinder & Erwachsene in Deutschland
tritt besonders oft bei
jüngeren, sonst gesunden Frauen auf
Alter in dem die Erkrankung am Häufigsten auftritt
(kann jedoch auch früher & später auftreten)
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Ein zentrales Merkmal von ME/CFS ist die sogenannte postexertionelle Malaise (PEM), bei der Betroffene nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung eine anhaltende Verschlechterung ihrer Symptome erleben.
Diese Symptome können sich in den Folgetagen verschlimmern und als ausgeprägte Schwäche und grippeähnliche Beschwerden auftreten, die tage- oder sogar wochenlang anhalten können. Trotz ausgiebiger Ruhephasen bleibt eine wirkliche Erholung oft aus.
Bei schwer erkrankten ME/CFS-Patienten kann zudem eine orthostatische Intoleranz auftreten. Diese Störung des autonomen Nervensystems führt zu Symptomen wie Herzrasen, Schwindel, Benommenheit und Blutdruckschwankungen. Die Betroffenen können dadurch Schwierigkeiten haben, längere Zeit zu stehen oder zu sitzen, und eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen entwickeln.Description text goes here
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Long Covid bezeichnet eine Reihe von Symptomen, die nach einer überstandenen COVID-19-Infektion neu auftreten und für Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben. Diese Symptome können im Laufe der Zeit abnehmen oder sich zu einer chronischen Erkrankung entwickeln, die häufig eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringt und oft zur Arbeitsunfähigkeit führt.
Long Covid ist dabei ein Sammelbegriff für verschiedene Subtypen, die sich durch unterschiedliche Pathophysiologien und spezifische therapeutische Bedürfnisse auszeichnen. Obwohl die genaue Einteilung dieser Subtypen noch intensiv diskutiert wird, schlugen Yong und Liu (2021) beispielsweise sechs Subtypen vor, darunter Multiorgan-Spätschäden an Herz und Lunge, das Post-Intensive-Care-Syndrom (PICS) und die Myalgische Enzephalomyelitis/Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS).
Insbesondere die für ME/CFS typischen Symptome werden von einem erheblichen Anteil der Long-Covid-Patienten berichtet. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass etwa die Hälfte der Long-Covid-Patienten nach einer Krankheitsdauer von sechs Monaten die Diagnosekriterien für ME/CFS erfüllen.
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In den letzten drei Jahrzehnten der ME/CFS-Forschung konnten viele pathophysiologische Veränderungen bei ME/CFS identifiziert werden, die nun auch bei Long Covid beobachtet werden. Besonders auffällig sind Störungen im Gefäßsystem: sowohl bei ME/CFS als auch bei Long Covid ist die Erweiterung der Blutgefäße eingeschränkt (Endotheldysfunktion), der Blutfluss ins Gehirn ist vermindert, die Flexibilität der roten Blutkörperchen ist reduziert, die Blutplättchen sind überaktiv und es treten kleinste Blutgerinnsel auf. Darüber hinaus weisen beide Krankheitsbilder Anzeichen für einen beeinträchtigten Energiestoffwechsel auf: Die systemische Sauerstoffversorgung ist reduziert, bei wiederholter kardiopulmonaler Belastungsprüfung sinkt die anaerobe Schwelle deutlich und der Laktatspiegel im Gehirnwasser (Liquor) ist auch in Ruhe bereits erhöht. Zudem wurden bei ME/CFS und Long Covid Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren nachgewiesen, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung des autonomen Nervensystems spielen und somit essentielle Körperfunktionen kontrollieren.
Häufige Beschwerden / Symptome
Was verursacht ME/CFS?
Viele Faktoren können ME/CFS auslösen. Daher gilt es herauszufinden, welche Faktoren bei Ihnen vorliegen, um gezielte Gegenmaßnahmen treffen zu können
Typische Begleiterkrankungen
Die Wissenschaft hat ebenfalls aufgezeigt, dass das Darmmikrobiom die Entwicklung verschiedenster Krankheiten beeinflussen kann, einschließlich neurodegenerativer Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und Magen-Darm-Erkrankungen.
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Eine instabile Darmbarriere kann zu Reizdarmbeschwerden führen. Wenn die Barrierefunktion des Darms gestört ist, können bestimmte Nahrungsbestandteile und Toxine in den Darm eindringen und Entzündungen oder Irritationen hervorrufen. Dies kann zu typischen Symptomen des Reizdarmsyndroms führen, einschließlich Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung. Eine Analyse Ihres Mikrobioms kann helfen, spezifische Trigger zu identifizieren und eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln.
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Eine beeinträchtigte Darmbarriere kann auch die korrekte Aufnahme von Nährstoffen behindern. Dies bedeutet, dass essenzielle Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente möglicherweise nicht vollständig absorbiert werden und stattdessen unverdaut den Körper verlassen. Dies kann zu einem Nährstoffmangel führen, der die allgemeine Gesundheit und die Immunreaktion beeinträchtigt. Unsere maßgeschneiderten Ernährungspläne berücksichtigen diese Faktoren, um eine optimale Nährstoffaufnahme sicherzustellen.
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Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Lupus oder Hashimoto-Thyreoiditis können durch eine instabile Darmbarriere beeinflusst werden. Wenn die Darmwände durchlässig sind, können bestimmte Nahrungsbestandteile und Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und das Immunsystem stimulieren. Eine überaktive Immunantwort kann zu Autoimmunreaktionen führen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Durch eine detaillierte Analyse des Mikrobioms und eine individuelle Ernährungsplanung kann Centi dazu beitragen, die Immunreaktion zu regulieren und die Symptome von Autoimmunerkrankungen zu lindern.
Die Rolle des Mikrobioms in unserer Gesundheit:
Ihr Darm-Mikrobiom, das größte Mikro-Ökosystem in Ihrem Körper, lebt in einer symbiotischen Beziehung zu Ihnen als seinem "Wirt". Eine Fülle von Forschungsergebnissen zeigt, dass die von Ihrem Darmmikrobiom erzeugten Stoffwechselprodukte eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung des Gleichgewichts und der generellen Gesundheit Ihres Körpers spielen.
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Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit der Mikroorganismen, die in und auf unserem Körper leben. Dazu gehören Bakterien, Viren, Pilze und andere mikroskopisch kleine Lebewesen. Diese Mikroorganismen sind in verschiedenen Ökosystemen unseres Körpers zu finden, wie zum Beispiel auf unserer Haut, in unserem Mund, in unserer Lunge und besonders in unserem Darm. Das Darmmikrobiom besteht aus Billionen von Mikroorganismen und hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit, da es eng mit unserem Immunsystem, unserer Verdauung und vielen anderen Körperfunktionen verknüpft ist.
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Einige Studien deuten darauf hin, dass Veränderungen im Mikrobiom bei Menschen mit ME/CFS auftreten können. Diese Veränderungen können zu einer verminderten Vielfalt der Darmbakterien und einer Verschiebung im Verhältnis von "guten" zu "schlechten" Bakterien führen. Dies könnte dazu beitragen, dass das Immunsystem stärker auf bestimmte Reize reagiert, Entzündungen im Körper ausgelöst werden und die Energieproduktion beeinträchtigt wird.
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Symptome eines mikrobiellen Ungleichgewichts im Darm können sehr individuell sein, weshalb wir bei Centi zunächst Tests durchführen, bevor wir einen Aktionsplan vorschlagen. Es gibt allerdings bestimmte Symptome, die auf ein solches Ungleichgewicht hinweisen können:
Verdauungsprobleme
gelegentliche Blähungen
Gehirnnebel
Müdigkeit
Konzentrationsschwierigkeiten
übermäßige Heißhungerattacken
eine über- oder unteraktive Immunantwort
depressive Verstimmungen
Schlafprobleme
uvm.
Was hat das mit Magen-Darm Beschwerden zu tun?
In einer Reihe von Studien [2,4,5,8,9,10,11,12] wurde festgestellt, dass Mikroben, die an der Produktion von Tryptophan, Butyrat und Propionsäure (Propionat) beteiligt sind, bei Personen mit ME/CFS weitgehend fehlen. Diese Substanzen sind für die Funktionsweise unseres Organismus jedoch sehr wichtig, und könnten das Vorhandensein bestimmter Symptome von ME/CFS erklären. Die Schwere der gestörten Zusammensetzung konnte sogar mit der Schwere der Symptome in Verbindung gebracht werden. Das bedeutet, umso stärker die Magen-Darm Beschwerden von ME/CFS Patienten und Patientinnen, umso wahrscheinlicher auch das Fehlen dieser bedeutenden Mikroben.
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[1]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28441964/
[2]https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1075996413000929?via%3Dihub
[3]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8615774/
[4]https://microbiomejournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40168-016-0171-4
[5]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3460668/
[6]https://journals.lww.com/co-psychiatry/Abstract/2009/01000/Inflammatory_and_oxidative_and_nitrosative_stress.14.aspx
[7]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18580855/
[8]https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0165032706003557?via%3Dihub
[9]https://iv.iiarjournals.org/content/23/4/621.long
[10]https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2021.628741/full
[11]https://www.cell.com/cell-host-microbe/fulltext/S1931-3128(23)00029-X_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS193131282300029X%3Fshowall%3Dtrue
[12]https://www.cell.com/cell-host-microbe/fulltext/S1931-3128(23)00021-5_returnURL=https%3A%2F%2Flinkinghub.elsevier.com%2Fretrieve%2Fpii%2FS1931312823000215%3Fshowall%3Dtrue
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Ist die Darmflora schuld?
Top-Forschungsteams der renommierten Universitäten - Cornell, Columbia und Jackson Lab - haben bemerkenswerte Erkenntnisse im Zusammenhang mit ME/CFS und dem Darmmikrobiom gemacht [1,2,3,4]. Ihre Forschungen haben aufgezeigt, dass das Gleichgewicht der Darmbakterien bei ME/CFS-Patienten gestört ist. Solch eine Dysbalance könnte zu einer Vielzahl von Symptomen beitragen, von Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu entzündlichen Reaktionen.
Ein Mikrobiom-Test könnte für Betroffene von unschätzbarem Wert sein. Warum? Die Cornell University konnte mittels solcher Tests - basierend auf Stuhlproben und Blutanalysen - in beeindruckenden 83% der Fälle korrekt ME/CFS diagnostizieren.
Doch was bedeuten diese mikrobiellen Veränderungen konkret?
Entzündungsmarker wurden im Blut nachgewiesen, vermutlich infolge des "leaky gut"-Syndroms, wodurch Bakterien in den Blutkreislauf gelangen. Das Resultat? Eine Immunreaktion, die die ME/CFS-Symptome potenziell verschärft.
Die Anzahl schützender Bakterien hat abgenommen, während Bakterien, die oft mit Autoimmunerkrankungen und entzündlichen Darmerkrankungen assoziiert sind, zugenommen haben.
Die Intensität von Symptomen, wie Schmerz und Müdigkeit, stand in direktem Zusammenhang mit der Präsenz bestimmter Bakterien und ihren metabolischen Aktivitäten.
Ein Mikrobiom-Test könnte also nicht nur zur Diagnose beitragen, sondern auch individuelle Einblicke in das persönliche Darmökosystem bieten, was wiederum maßgeschneiderte Behandlungsstrategien ermöglicht.