Das Mikrobiom bei ME/CFS: Auswirkungen und Neuentdeckungen

Das Mikrobiom, ein wahrer Kosmos von Mikroorganismen, die uns bewohnen, ist nicht nur faszinierend, sondern auch entscheidend für unsere Gesundheit. Jeder dieser Mikroorganismen hat eine spezielle Rolle, sei es in der Verdauung, der Immunregulation oder sogar in der Funktion unseres Gehirns. Doch wenn dieses komplexe System in Ungleichgewicht gerät, können die Auswirkungen beträchtlich sein.

Exkurs: Einfluss der Mikrobiota auf die menschliche Physiologie

Quelle: Cani, P. (2017). Gut microbiota — at the intersection of everything?. Nat Rev Gastroenterol Hepatol 14, 321–322. https://doi.org/10.1038/nrgastro.2017.54

ME/CFS und das Mikrobiom: Das sagt die Forschung:

Spätestens seit den kürzlichen wissenschaftliche Fortschritte haben das Mikrobiom und seine Verbindung zu ME/CFS ins Rampenlicht gerückt. Zwei bahnbrechende Studien, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Cell Host & Microbe" [20] veröffentlicht wurden, haben Unterschiede im Mikrobiom von ME/CFS-Patienten im Vergleich zu gesunden Individuen aufgezeigt. Die Studienergebnisse zeigen signifikante Unterschiede in der Vielfalt, der Menge und den Wechselwirkungen des Mikrobioms. ME/CFS-Betroffene hatten deutlich niedrigere Konzentrationen von Metaboliten, welche durch Darmbakterien verstoffwechselt werden (Tryptophan, Butyrat, Propionat und Acetat), die eine wichtige Rolle für die Darmgesundheit, insbesondere der Darmbarriere, spielen.

Kurzkettige Fettsäuren sind Fettsäuren, die von unseren Darmbakterien produziert, wenn diese Ballaststoffe im Dickdarm fermentieren, und dienen als Hauptenergiequelle für die Zellen, die den Dickdarm auskleiden (1). Dadurch spielen sie eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Darms (1). Etwa 95% der SCFAs in Ihrem Körper sind Acetat, Propionat und Butyrat.(5).

Die Bedeutung eines gesunden Darmes

Die Darmbarriere ist eine Schutzschicht, die verhindert, dass schädliche Substanzen aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen. Eine gesunde Darmbarriere ist entscheidend für das Wohlbefinden und das reibungslose Funktionieren unseres Körpers.

Bei einigen ME/CFS-Patienten zeigt sich jedoch (die zum Beispiel ausgelöst werden können durch das Fehlen der genannten Darmbakterien) eine gestörte Darmbarriere, oft auch als "Leaky Gut" oder "durchlässiger Darm" bezeichnet.

Was sind die Warnsignale?

  • Blähungen und Völlegefühl

  • Durchfall

  • Verstopfung

  • Sodbrennen

  • Ängstlichkeit

  • Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen

  • Gestörter Schlaf

  • Hautausschläge

  • Unerwartete Gewichtsveränderungen

  • Erhöhte Empfindlichkeit/Intoleranz gegenüber mehreren Allergenen oder Nahrungsmitteln

  • Gelenkschmerzen

Eine Instabile Darmbarriere kann einerseits dazu führen, dass Bakterien, Toxine und unverdaute Nahrungsbestandteile durch die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen, was zu systemischen Entzündungsreaktionen und Immunreaktionen führt.

Andererseits ist der Darm nicht mehr in der Lage, Nährstoffe (durch Nahrung, NEMs, Medikamente) vollständig aufzunehmen, was dazu führen kann, dass Mangelerscheinungen auftreten.

Die linke Seite zeigt eine gesunde Darmbarriere, bestehend aus eng miteinander verbundenen Darmzellen. Eine ausgewogene Darmflora unterstützt die Verarbeitung von Nährstoffen und beugt Entzündungen vor. Eine intakte Darmbarriere spielt eine wichtige Rolle für die allgemeine Gesundheit und das Immunsystem.

Auf der rechten Seite sehen Sie eine instabile Darmbarriere, wie sie bei einigen ME/CFS-Patienten vorkommen kann. Die Darmzellen sind geschwächt und weniger eng miteinander verbunden. Durch diese Lücken kann die Barriere nicht mehr effektiv vor schädlichen Substanzen wie pathogenen Bakterien, Schadstoffen oder Allergenen schützen. Dies kann zu einer erhöhten Durchlässigkeit führen, die Entzündungen im Körper fördert und das Immunsystem belastet.

Diagnostik und Therapie von Darmbeschwerden bei ME/CFS:

Die Diagnostik sollte stets vor einer Intervention mit Probiotika und Präbiotika in Betracht gezogen werden. Falls Sie sich gegen eine sofortige Diagnostik entscheiden, jedoch viele Anhaltspunkte aus diesem Artikel bei sich erkennen, wäre es ratsam, den Konsum von ballaststoffreichen Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten zu steigern. Eine angepasste Ernährung korreliert mit einem Anstieg an SCFAs (9). Eine Untersuchung an 153 Teilnehmern zeigte einen positiven Zusammenhang zwischen dem vermehrten Verzehr pflanzlicher Lebensmittel und erhöhten SCFA-Werten im Stuhl (10). Allerdings beeinflusst die Art und die Menge der aufgenommenen Ballaststoffe die Bakterienzusammensetzung in Ihrem Darm (11). Dies hat wiederum Auswirkungen darauf, welche SCFAs gebildet werden (11, 12).

Viele Studien belegen, dass SCFAs zur Prävention von verschiedenen Verdauungsbeschwerden beitragen können (16). Ein Beispiel hierfür ist Butyrat, welches in zahlreichen Publikationen als besonders wirksam beschrieben wird.

  • [1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26925050

    [2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32082260/

    [3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6628845/

    [4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27080715/

    [5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27259147/

    [6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6699882/

    [7] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4939913/

    [8] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33813134/

    [9] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31927581/

    [10] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26416813/

    [11] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7071260/

    [12] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5390821/

    [13] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29953876/

    [14] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33337097/

    [15] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32326175/

    [16] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29438462/

    [17] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20148677

    [18] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29627390/

    [19] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30915065/

    [20] https://www.cell.com/cell-host-microbe/pdfExtended/S1931-3128(23)00021-5

    [21] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30395776/

    [22] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28904372/

    [23] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6883404/

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Butyrat bei ME/CFS: Einfluss auf Darm & Gesundheit

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