ME/CFS Ursache: Erkunden des Ursprungs und der Gründe
ME/CFS Ursachen und Verbindungen
In Deutschland leiden schätzungsweise 250.000 Menschen an ME/CFS, einschließlich 40.000 Kindern und Jugendlichen[14]. Auf globaler Ebene sind zwischen 17 und 30 Millionen Menschen von dieser Krankheit betroffen. Die medizinische Betreuungssituation in Deutschland ist alarmierend. Obwohl ME/CFS in seiner Prävalenz und Schwere signifikant ist, wurde die Krankheit über Jahrzehnte vom Gesundheitssystem übersehen und oftmals missinterpretiert[15].
Die genauen Ursachen für ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) sind bislang ein Rätsel für die Wissenschaft. Obwohl es keine festen Antworten gibt, gibt es mehrere Theorien und Forschungsbefunde, die Licht auf mögliche Auslöser und Verbindungen werfen.
Das Immunsystem als mögliche Erklärung
Fachleute vermuten, dass verschiedene Organsysteme wie das Immun- und das Nervensystem gleichzeitig fehlgesteuert sind [1]. Insbesondere gibt es Hinweise darauf, dass der Krankheit eine Fehlregulation des Immunsystems und des autonomen Nervensystems zugrunde liegen könnte [2, 13].
Wenn unser Körper mit einer bakteriellen oder viralen Infektion konfrontiert wird, reagiert das Immunsystem normalerweise durch eine erhöhte Aktivität, um die Krankheit zu bekämpfen. Sobald die Infektion abgeklungen ist, fährt das Immunsystem seine Aktivität wieder herunter.
Bei manchen Menschen kann eine Infektion jedoch das Immunsystem so stark aus dem Gleichgewicht bringen, dass es nicht in der Lage ist, sich selbst wieder zu regulieren. Dies führt zu chronischen Entzündungen, die die Funktion von Organen beeinträchtigen können, die ihrerseits zu einer ME/CFS beitragen können. Diese Entzündungsreaktionen können dazu führen, weitere Entzündungsrekationen zu erzeugen. So kann einTeufelskreis in Gang kommen, der den Organismus langfristig schädigt.Die Studienlage zeigt jedoch keine Einigkeit, dass das Immunsystem bei ME/CFS-Patienten unterschiedlich zu reagieren scheint. Einige Untersuchungen haben Veränderungen in verschiedenen Immunzellen und Markern festgestellt, während andere Studien keine signifikanten Unterschiede zwischen ME/CFS-Patienten und gesunden Kontrollen zeigen konnten.
Viren als potenzielle Auslöser
Oftmals tritt ME/CFS nach einer viralen Infektion auf, einschließlich Erkrankungen wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber, der Grippe oder Covid-19[1,3]. Das Epstein-Barr-Virus, Dengue- und Influenza-Viren zählen zu den potenziellen Auslösern dieser Erkrankung[5].
Eine umfassende Studie unter Leitung des renommierten ME/CFS-Forschers Prof. Dr. Leonard A. Jason, die 4500 Studenten einschloss, zeigte, dass Individuen, die nach einer EBV-Infektion ME/CFS entwickelten, bereits vor der Erkrankung Anomalien im Immunsystem aufwiesen. Bemerkenswerterweise wiesen sie nicht mehr psychische Symptome auf als diejenigen, die sich vollständig erholten[16].
Einfluss von Stress und Genetik auf ME/CFS
Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass emotionaler Stress oder Traumata aus der Kindheit das Risiko erhöhen können, an ME/CFS zu erkranken. [18] Studien zeigen außerdem, dass Menschen mit ME/CFS tendenziell niedrigere Cortisolspiegel haben, was darauf hindeutet, dass ihre Stressverarbeitung und -bewältigung möglicherweise verändert ist.[17] Weitere Erkenntnisse zeigen, dass ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung von ME/CFS anhaltender Stress sein könnte. [9]
Eine genetische Prädisposition für ME/CFS könnte ebenfalls eine Rolle spielen [8]. Das bedeutet, dass einige Menschen aufgrund ihrer genetischen Veranlagung wahrscheinlicher an ME/CFS erkranken, insbesondere wenn mehrere auslösende Faktoren zusammentreffen [19]. Ein Beispiel hierfür wäre eine genetisch prädisponierte Person, die während einer stressigen Lebensphase einem bestimmten Toxin ausgesetzt wird. Im Gegensatz dazu könnte eine andere Person mit einer anderen genetischen Veranlagung unter denselben Bedingungen nicht erkranken.
Das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) weist darauf hin, dass es Hinweise gibt, die auf einen Zusammenhang von Genetik und Umweltfaktoren in Bezug auf ME/CFS deuten. Dies basiert auf Beobachtungen, dass mehrere Familienmitglieder unter ME/CFS leiden, obwohl die Krankheit nicht klar vererbt wird.
Aktuelle Forschung versucht, die beteiligten Gene zu identifizieren. Einige Studien konzentrieren sich dabei auf Gene, die an der Funktion der hypothalamisch-hypophysären Nebennierenachse (HPA-Achse) und des sympathischen Nervensystems beteiligt sind [18]. Die HPA-Achse reguliert Schlaf, Stressreaktionen und Depressionen. Es könnten genetische Anomalien bei Menschen mit ME/CFS vorliegen, die die Immunfunktion, die zelluläre Kommunikation und die Energiegewinnung der Zellen beeinflussen.
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[3] https://www.br.de/radio/bayern2/ausloeser-und-symptome-des-chronischen-fatigue-syndroms-100.html
[4] https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/
[8] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9203140/
[9] https://www.usz.ch/krankheit/chronische-muedigkeit/
[10] Office on Women's Health. U.S. Department of Health & Human Services. Chronic fatigue syndrome. https://www.womenshealth.gov/a-z-topics/chronic-fatigue-syndrome
[11]Centers for Disease Control and Prevention. https://www.cdc.gov/me-cfs/about/possible-causes.html
[12] Bateman L, Bested AC, Bonilla HF, et al. Myalgic encephalomyelitis/chronic fatigue syndrome: essentials of diagnosis and management. Mayo Clinic Proceedings. 2021;96(11):2861-2878. doi:10.1016/j.mayocp.2021.07.004 https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0025619621005139
[13] https://www.healthline.com/health/chronic-fatigue-syndrome#risk-factors
[14] Scheibenbogen et al. (2019), Chronisches Fatigue-Syndrom/CFS. Praktische Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie, Ärzteblatt Sachsen, 26–30, Sächsische Landesärztekammer, Dresden.
[15] https://www.mecfs.de/presse/infos-zu-me-cfs/
[16] https://doi.org/10.1093/cid/ciaa1886
[17] https://www.hindawi.com/journals/isrn/2013/784520/
[18] https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/482949